Das besondere elektronische Postfach. Teil 2.

Dieser Beitrag (und die folgenden) beschäftigen sich mit den Eindrücken, die man sammeln wird, wenn man das – ab 2018 verbindlich zu nutzende – besondere elektronische Anwaltspostfach in Betrieb nehmen will.

Teil 1 beschäftigte sich mit Programmstart und dem Sicherheitsgedanken. Nun weiter.

Die Bildschirmdarstellung ist unflexibel (Schrifttype „Normal“ ist schon riesig; danach kommt nur noch groß und noch größer – soll vielleicht für iPads taugen) und altbacken. Das Interface scheint den 80er Jahren entsprungen. Und bietet so manche Unbequemlichkeit. Die einzelnen Bestandteile funktionieren auch nicht so recht miteinander. Verändert man die Größe des Browserfernsters, kommt es zu merkwürdigen Abdeckungen einzelner Fensterelemente. Da hat die Java-Programmierung wohl nicht so richtig funktioniert.

Versendet werden natürlich Schriftsätze, die als Anhänge beizufügen sind. Jeder Anhang muß einzelnen signiert werden. Das bedeutet, daß man pro Anhang ungefähr 10 Aktionen (Tastendrücke oder Klicks) ausführen muß, bevor er erfolgreich angehängt ist. Bis zu 100 Anhänge sind erlaubt. Gefühlt sind das selbst bei einfachen Sachen und wenig Anlagen unendlich viele Klicks, bis man eine Nachricht versandfertig hat.

Arbeitseffizienz war offenbar nicht das Ziel.

100 Dateien (Schriftsätze) kann man anhängen. Jeder Anhang erfordert noch eine zusätzliche Signaturdatei. Sichtbar sind aber nur die ersten fünf (!) Dateien. Dann muß man zu Seite 2 blättern. Das läßt sich – wie es in der Steinzeit des Computers stets üblich war – auch nicht anpassen. Mit einem Wort: unübersichtlich.

Wenn man einen Anhang wieder löscht, wird die Signaturdatei nicht automatisch mit gelöscht. Man kann sie aber auch für nichts anderes verwenden. Diesen Datenmüll muß man also von Hand selbst aufräumen.
Dafür enthält jede Nachricht merkwürdige Felder zum Anklicken: „dringend“ und „zu prüfen“. Wer mag sich das gewünscht haben?
Die Funktion Nachrichtenjournal hat eine merkwürdig eingeschränkte Funktionalität. Nur wenn man einen (!) Eintrag in der Nachrichtenliste markiert, ist die Funktion überhaupt aktiviert. Dann gibt es Filter, deren Sinn sich mir nicht so ohne weiteres erschließt. Der ServiceDesk rät, den Filter auf „ALLE“ zu stellen – ihn also auszuschalten. Randbemerkung dazu: die „Unterstützung“ des Postfachs durch die BRAK ist eine gesonderte Betrachtung wert, sie würde hier zu viel Zeit in Anspruch nehmen.

Zurück zum Nachrichtenjournal: Will man ein Journal einer einzelnen Nachricht – also praktisch ein Sende- oder Empfangsprotokoll – erstellen, gibt es nur die Möglichkeit, eine ZIP-Datei zu erzeugen. Eine Druckfunktion gibt es nicht (bestimmt wieder die Sicherheit…). Darüber, was der Export als ZIP-Datei soll, kann man lange nachdenken. Denn das Sende- oder Empfangsprotokoll ist ja denkbar kurz, schon weil es nur eine Sendung enthält. Da gibt es praktisch nichts zu komprimieren. Außerdem braucht man das Sende- oder Empfangsprotokoll entweder zu Archivierungs- oder zu Nachweiszwecken. Wie viele von diesen ZIP-Dateien soll man erzeugen, um ein Archiv aller Nachrichten zu haben? Dafür ist diese Funktion offensichtlich nicht geeignet. Und für die Nachweisfunktion dürfte man ein Dokument mit Signatur brauchen. Das kann diese Funktion aber offenbar auch nicht.

Fortsetzung folgt.

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